Sounding Future: Der Weg zur 3D-Audio Streaming-Plattform

In diesem Beitrag skizziere ich, wie die Content-Plattform Sounding Future in einer weiteren Projektphase um einen 3D-Audio-Bereich mit Head-Tracking-Funktion erweitert wird.

Fränk Zimmer Profilfoto Fränk Zimmer
Veröffentlichung
Lesezeit
6 Minuten
Artikel anhören
Loading the Elevenlabs Text to Speech AudioNative Player...

Im Januar 2024 ist Sounding Future nach einer sechsmonatigen Konzeptions- und Entwicklungsphase erfolgreich gestartet. Die Plattform etabliert sich sukzessive in den Bereichen innovative Musik und Audiotechnologie. Sie fördert den Zusammenhalt einer Gemeinschaft aus kreativen Köpfen und Enthusiast*innen.

Von Januar bis Juni 2024 konnten wir fast 50 multimediale Beiträge in deutscher und englischer Sprache veröffentlichen – und als Bonus eine Vorlesefunktion in Hörbuchqualität integrieren. Darüber hinaus wurden zahlreiche praktische Tutorials und Buchempfehlungen veröffentlicht. Mit unserem News-Collector sammeln wir Ankündigungen von Festivals, Kongressen, Open Calls und Wettbewerben zu innovativen Audiothemen.

Neben jungen Künstler*innen haben auch etablierte Komponist*innen, Entwickler*innen und elektronische Musiker*innen Beiträge beigesteuert; Audiotech-Startups und Institutionen haben ihre Entwicklungen und Visionen vorgestellt. Die Artikel sind thematisch breit gefächert. Sie reichen von Musik und KI, 3D-Audiokomposition, DIY-Elektronik, Quantencomputing und Musik bis hin zu Klangkunst und vielem mehr. Darüber hinaus haben wir unser Content-Angebot um praktische Tutorials, Buchempfehlungen und News erweitert.

Von der Content- zur Streaming-Plattform

Sounding Future versteht sich als einzigartige Online-Plattform für technische und künstlerische Innovationen in der Musik.

Neben der Möglichkeit zur Reflexion/Präsentation von Ideen soll die Plattform aber auch eines bieten: Raum für das, worum es bei Sounding Future immer geht – Musik und Klang. In einer weiteren Projektphase wollen wir die bestehende Plattform um einen innovativen 3D-Audio-Raum – den „3Daudiospace“ – erweitern.

Im Folgenden skizziere ich, wie dieser neue Bereich inhaltlich und technisch aussehen könnte. Leider hat sich in der Vorbereitungsphase der letzten Monate herausgestellt, dass es kaum Fördermöglichkeiten durch öffentliche Geldgeber gibt, da das Projekt keine Musik produziert, sondern Musik im 3D-Audio-Format verfügbar macht und bewirbt.

Dieser Artikel ist somit auch ein Aufruf an potenzielle finanzielle Unterstützer*innen. Bitte kontaktiert uns, wenn ihr uns helfen wollt, den 3Daudiospace zu realisieren.

3Daudiospace

3D-Audio ist das Musikformat der Zukunft. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen ermöglicht es die Wahrnehmung von Klängen aus allen Richtungen und sorgt so für ein immersives, umhüllendes Hörerlebnis. Auf soundingfuture.com werden wir dieses Erlebnis noch intensivieren, indem wir Head-Tracking mit Webcam in unseren neuartigen 3D-Audioplayer integrieren. Dieser passt den Klang dynamisch an die Kopfbewegungen der Nutzer*innen an, wodurch ein realitätsnahes Hörgefühl entsteht.

Sounding Future 3Daudiospace, Smartphone Design

Sounding Future 3Daudiospace, Smartphone Design

Unser Online-3D-Audioplayer mit Head-Tracking-Lösung zeichnet sich aus durch:

  • bestmögliche Usability
  • kompatibel mit gängigen Browsern
  • keine spezielle Hardware erforderlich
  • läuft auf Smartphone, Tablet und PC mit Webcam
  • für Musikkonsument*innen kostenfrei
  • liefert Infos zur Musik und zu den Künstler*innen
  • bietet User*innen Tagging, Liken, Kommentieren
  • Bookmark-Funktionen
  • ständige Weiterentwicklung der Funktionen

Inhaltlich sind wir offen. Im Vordergrund stehen aber Künstler*innen, die die neuen Möglichkeiten von 3D-Audio ausreizen wollen. Genremäßig liegt der Schwerpunkt auf elektronischer, zeitgenössischer und experimenteller Musik. Auch innovative Hörspiele, Games, Medienkunst oder Klangkunst sind willkommen.

Der 3Daudiospace konzentriert sich auf die Kompositionen, nicht auf die Alben. Jeder Audiotrack wird durch Informationen zu Komponist*innen und Werken ergänzt. Entstehungsprozesse oder inhaltliche Ausgangsideen können dabei erläutert werden.

Zielgruppe & Community

Unsere Plattform zieht ein Publikum an, das sich speziell für innovative Klangkunst und Musik interessiert. Mit dem 3D-Audio-Bereich machen wir modernste Web-Audio-Technologie auch für Laien niedrigschwellig zugänglich.

Musikproduzent*innen und Musikkonsument*innen mit ähnlichen Interessen kommen zusammen. Mittels unserer Community-Features (Inhalte teilen und kommentieren, anderen User*innen folgen ...) können beide Gruppen direkt miteinander kommunizieren, was bei großen Streaming-Plattformen selten der Fall ist.

Musiker*innen finden hier eine Bühne, um ihre künstlerischen Inhalte in Verbindung mit den Möglichkeiten von 3D-Audio zu präsentieren.

Innovative Technologie: Formate

Der Sounding Future 3D-Audioplayer verwendet die fortschrittliche Ambisonics-Technologie, die ein differenziertes 3D-Klangerlebnis ermöglicht.

Im Gegensatz zu herkömmlichem Stereo, bei dem der Ton nur von links und rechts wiedergegeben wird, bietet Ambisonics eine vollständige 360-Grad-Klangumgebung. Diese Technologie verwendet eine komplexe Reihe mathematischer Algorithmen, um den Klang so zu erfassen und wiederzugeben, dass Richtung, Höhe und Tiefe der Schallquellen in einem dreidimensionalen Raum dargestellt werden.

Ambisonics-Audiodateien werden dynamisch binaural wiedergegeben. Dies gibt den User*innen das Gefühl, sich mitten in der Schallquelle zu befinden – mit einer klaren und präzisen Wiedergabe der Schallrichtung.

Innovative Technologie: Head-Tracking

Neben der räumlichen Klangqualität ist auch Headtracking in den Audioplayer integriert. Headtracking ist eine Technologie zur Erkennung und Verfolgung von Kopfbewegungen.

Technologien, die in Österreich im experimentellen Umfeld des IEM (Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuniversität Graz) mitentwickelt wurden, werden bei Sounding Future für Musik- und Klangproduzent*innen nutzbar gemacht.

Das System kann mit Hilfe einer Webcam, wie sie z.B. bei Videokonferenzen eingesetzt wird, oder mittels Smartphone-Kamera erkennen, wohin die User*innen blicken. Auf dieser Grundlage kann das Gehörte so angepasst werden, dass es sich verändert, je nachdem, wie die Hörer*innen ihren Kopf bewegen.

3D-Audio mit Headtracking ahmt das natürliche Hören nach, indem es den Raumklang in 360 Grad wiedergibt und die Position des Kopfes berücksichtigt. Es funktioniert also ähnlich wie die menschliche Wahrnehmung von Richtung, Entfernung und Umgebungsgeräuschen.

Zusätzlich werden besondere Funktionen implementiert, die es den User*innen erlauben: Raumgröße (klein, mittel, groß) und Degrees of Freedom (0,3,6 DOF) der Audiowiedergabe zu beeinflussen. DOF steht für Degrees of Freedom. Dies bezieht sich auf die Rotationsverfolgung, die es den Benutzer*innen ermöglicht, sich in einer virtuellen Umgebung umzusehen und ihren Blickwinkel zu ändern. Bei einem 3-DOF-System können die Benutzer*innen den Kopf nach oben/unten, links/rechts drehen und zur Seite neigen. Bei 6-DOF-Systemen können die User*innen ihren Kopf in beliebige Richtungen wenden.

Verfügbarkeit und offener Zugang

Der Sounding Future 3D Audioplayer ist mit gängigen Browsern wie Firefox, Chrome und Edge kompatibel.

Die User*innen brauchen zum Betrieb nur einen PC und eine Webcam, Kopfhörer und eine Internetverbindung. Also kein spezielles Headset oder andere teure Hardware. Als Abspielgerät können auch Smartphones oder Tablets verwendet werden. Spezielle Vorkenntnisse sind für die Nutzung nicht erforderlich. 

Der 3D-Audioplayer ist in die Website der Plattform soundingfuture.com integriert. Für die Musikkonsument*innen fallen keine Kosten für die veröffentlichten Audiotracks an.

Nutzungsrechte

Seit dem Aufkommen der großen Streaming-Plattformen ist Musik immer und überall verfügbar. Dies bietet viele Vorteile für Musikkonsument*innen, aber auch Nachteile hinsichtlich der Rechteabgeltung für Musikproduzent*innen.

Ein großer Nachteil von Plattformen wie Spotify & Co ist, dass diese Musikproduzent*innen nur minimale Summen für das Streamen ihrer Werke zahlen. Künstler*innen, die nicht Hunderttausende oder Millionen von Zugriffen haben, können davon nicht leben. Insofern möchte Sounding Future ein einheitliches Nutzungshonorar für Audioinhalte an Musiker*innen zahlen.

Dieses Geld muss natürlich erst einmal verdient werden. Längerfristig sollen neue Partner*innen gefunden werden, die dabei helfen, neue Musik im 3D-Audioformat verfügbar zu machen. Dies können Anzeigen oder Spenden von Institutionen, Festivals, Labels oder anderen Einzelprojekten sein.

Kooperationen

Für Künstler*innen bietet der 3D-Audioplayer die Möglichkeit, die räumliche Abbildung von physischen Instrumenten zu optimieren. Vor allem aber können Klänge als Klangobjekte im virtuellen Hörraum verteilt werden, was neue kompositorische Möglichkeiten eröffnet. Wir wollen mit Organisationen, Festivals und Einzelkünstler*innen kooperieren.

Wir wollen die Kooperationsbereiche auch im Layer Setup sichtbar machen. Die Partner*innen können eine eigene Shortlist mit herausragenden 3D-Audio-Kompositionen kuratieren. Der Verweis auf den Partner wird immer als Referenz im jeweiligen Track sichtbar sein.

Ausblick

In einer Welt, in der große Streaming-Plattformen den Markt dominieren, bietet Sounding Future eine Alternative, die auf Qualität, Tiefe und Experimentierfreude statt auf Masse setzt.

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich hierbei um eine Skizze eines zukünftigen 3D-Audiobereichs auf Sounding Future. Ich hoffe, dass sie neugierig macht und zeigt, wohin die Reise geht. Neue Entwicklungen brauchen Zeit und finanzielle Ressourcen. Insofern würden wir uns freuen, wenn wir Unterstützer*innen begeistern könnten, unser Vorhaben Wirklichkeit werden zu lassen.

Fränk Zimmer

Fränk Zimmer ist Medienkünstler, Kurator und Festivalmacher. Nach einer Ausbildung zum Nachrichtentechniker in Luxemburg studierte er Musikwissenschaft in Graz und Wien. Er setzt Open Source Software und Hardware in Klang- und Medieninstallationen sowohl im öffentlichen als auch im kunstspezifischen Raum ein. Zimmer arbeitet auch als Produzent und Co-Kurator für das ORF musikprotokoll, ein Festival für zeitgenössische und experimentelle Musik. In den letzten fünf Jahren hat er sich auf 3D-Audio und die Entwicklung interaktiver, webbasierter Hörumgebungen konzentriert. 2023 gründete er „Sounding Future“, eine Online-Plattform, die sich aktuellen technischen und künstlerischen Entwicklungen in Musik und Kunst widmet.