Komponieren mit/im Raum: A Light Stung the Darkness

Was passiert, wenn der Klang selbst den Raum um einen herum neu definiert? Zwei Kompositionen gehen dieser Frage nach – eine verwebt Klavier, Donnerblech und Angelschnüre, während die andere den Resonanzkörper der Viola d'amore zu einem ausgedehnten Dialog erweitert und unsere Wahrnehmung von Klang und Raum herausfordert.

Engin Daglik Engin Dağlık
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In der Musikkomposition wird der Raum oft als passive Kulisse für den Klang betrachtet. Diese Vorstellung wird jedoch in Frage gestellt, indem der Raum als aktive, dynamische Komponente erforscht wird, die den Klang sowohl formt als auch von ihm geformt wird. Bei diesem Ansatz geht der Raum über seine traditionelle Rolle hinaus und wird zu einem grundlegenden Aspekt des kompositorischen Prozesses mit vielfältigen Möglichkeiten für den kreativen Ausdruck.

In A Light Stung the Darkness I & II wird der Raum mit dem Klang verwoben, um eindringliche, resonante Erfahrungen zu schaffen. Diese Kompositionen erforschen die akustischen Eigenschaften ihrer jeweiligen Instrumente – ein Klavier und eine Viola d'amore –, indem sie sie in einen räumlichen Kontext integrieren, der die Interaktion zwischen Klang und Raum betont. Durch die Manipulation dieser Interaktion laden die Stücke Hörer*innen dazu ein, Musik nicht nur als Hörphänomen zu betrachten, sondern als eine Erfahrung, die die gesamte Umgebung mit einbezieht.

Diese Erkundungen zeigen, wie der Raum als vielseitiges Werkzeug bei der Entwicklung kompositorischer Strategien dienen kann, indem er von einer bloßen Kulisse zu einem integralen Element wird, das die Struktur und den Ausdruck der Musik prägt.

Der Weltraum: Vom Konzept zur Performance

Der Raum kann als roter Faden durch den gesamten kreativen Prozess dienen und jede Phase von der Konzeption bis zur Aufführung verbinden. Diese Phasen sind voneinander abhängig, jede beeinflusst und formt die anderen, um sicherzustellen, dass das endgültige Werk eine räumliche Kohärenz aufweist.

In der konzeptionellen Phase fungiert der Raum sowohl als metaphorisches als auch als referenzielles Werkzeug, das eine solide Grundlage für Entscheidungen in späteren Phasen schafft. Dieses Verständnis leitet die Auswahl von Werkzeugen, Techniken und Strategien, die mit dem übergreifenden Raumkonzept übereinstimmen und die Konsistenz des gesamten Prozesses gewährleisten.

Wenn der Prozess in die Produktion übergeht, beeinflussen räumliche Überlegungen die Entscheidungen zur Klangverräumlichung, zum Design und zur Orchestrierung, wobei jedes Element so gewählt wird, dass es die Ausdruckskraft des Stücks verstärkt. Der Klangraum offenbart tiefere Schichten der Komposition und lässt die Musik in ihrem beabsichtigten räumlichen Kontext voll zur Geltung kommen.

In der Performance wird der Raum zu einem inszenierten und aufgeführten Element, das mit menschlicher Aktivität und Interaktion verwoben ist. Die zuvor geschaffenen räumlichen Beziehungen werden zum Leben erweckt, wobei sowohl reale als auch virtuelle Räume einbezogen werden. Dieses dynamische Zusammenspiel schafft eine Dualität, bei der die physische Umgebung der Aufführung mit den während der Produktion geschaffenen akustischen Räumen kontrastiert und die Zuhörenden durch eine komplexe Navigation zwischen dem Greifbaren und dem Imaginären führt.

Der gesamte Prozess, vom Konzept bis zur Realisierung, ist eine kohärente Interaktion, bei der jede Phase die anderen verstärkt und erhöht, was zu einer multidimensionalen musikalischen Erfahrung führt.

A Light Stung the Darkness I: Konzept und Produktion

Die Komposition A Light Stung the Darkness I  wurde für die Abschlussaufführung eines einjährigen Aufenthalts am IRCAM-Programm CURSUS komponiert und ist inspiriert von einer Passage aus Gaspard de la nuit von Aloysius Bertrand. Der Titel selbst, der die Entstehung einer Idee symbolisiert, dient sowohl als metaphorische als auch physische Grundlage für die Komposition. Diese Metapher prägt die räumliche und klangliche Welt des Stücks und leitet die Interaktion zwischen der visuellen Inszenierung und den auditiven Landschaften. Das Stück wurde im Espace de Projection des IRCAM uraufgeführt, wo sein komplexes räumliches Design durch das große Mehrkanal-Soundsystem des Veranstaltungsortes vollständig umgesetzt wurde.

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A light stung the darkness I

Bau des Instruments

Das Instrumenten-Setup für A Light Stung the Darkness I entwickelte sich aus Experimenten, die darauf abzielten, die klanglichen Möglichkeiten des Klaviers zu erweitern. Die Verwendung von Angelschnüren, die zwischen die Klaviersaiten und ein Donnerblech gespannt werden, ist das Ergebnis dieser Erkundungen und erzeugt eine besondere Klangfarbe, die an ein „Qanun“ erinnert. Durch das Auftragen von Kolophonium auf die Angelschnüre und das Ziehen an ihnen kann der Spieler die Dichte, Lautstärke und Helligkeit des Klangs steuern und so die Leistung des Klaviers effektiv granulieren und das Donnerblech zum Klingen bringen.

Diese Angelschnüre tragen sowohl zu den klanglichen als auch zu den performativen Aspekten des Stücks bei. Sie stellen eine physische Verbindung zwischen dem Interpreten, dem Klavier und dem umgebenden Raum her und ermöglichen eine choreografierte Interaktion, die die räumliche Dynamik der Aufführung unterstreicht. Die Bewegungen des Interpreten, die sich an der Spannung und dem Nachlassen der Leinen orientieren, schaffen einen Dialog zwischen dem physischen Akt des Spielens und dem entstehenden Klang.

Das Setup beinhaltet spezifische Modifikationen am Klavier, einschließlich der Verwendung von Patafix, Klebeband und speziellen Einsätzen, um seine Akustik zu verändern und bestimmte Obertöne zu eliminieren. Die Angelschnüre, die genau vermessen und behandelt wurden, sind sowohl mit dem Klavier als auch mit dem Donnerblech verbunden, das in einem gewissen Abstand platziert wurde, um die klangliche Reichweite des Instruments zu erweitern und es als aktiven Bestandteil der Komposition in den Aufführungsraum zu integrieren.

Akkordischer Raum

Der akkordische Raum in dem Stück wird durch die strategische Tonhöhenverteilung der Noten definiert, an denen die Angelschnüre befestigt sind und die das harmonische Rückgrat des Stücks bilden. Die harmonische Sprache ist bewusst einfach und fokussiert und konzentriert sich auf eine Intonation eines es-Moll-11-Akkords. Die Noten (Eb2, Bb2, Gb3, F4, Db5 und Ab5) sind über den gesamten Tonumfang des Klaviers verteilt und wurden jeweils so gewählt, dass sie die unterschiedlichen Klangqualitäten des Klaviers in den verschiedenen Registern hervorheben.

Diese Tonhöhenanordnung prägt nicht nur die harmonische Struktur, sondern beeinflusst auch den Klangraum der Komposition. Die weiten Abstände der Akkorde ermöglichen harmonische Verschiebungen, wenn der Interpret zwischen den festen Akkordtönen Noten auf der Tastatur spielt. Dadurch entsteht ein dynamisches Wechselspiel zwischen den festgelegten Tonhöhen und den frei gespielten Noten, das zu der sich entwickelnden harmonischen Textur des Stücks beiträgt.

Außerdem wirkt sich der weitläufige Akkordraum direkt auf die Gestaltung des Instruments und die räumliche Anordnung der Aufführung aus. Der Ausführende befindet sich zwischen drei Angelschnüren auf der linken und drei auf der rechten Seite, die alle zu einer Donnerplatte führen. Diese Anordnung erleichtert eine Vielzahl von Spieltechniken, da der Spieler gleichzeitig mit der Klaviatur, den Angelschnüren und dem Donnerblech interagieren kann. Die räumliche Verteilung der Tonhöhen bestimmt nicht nur den klanglichen Charakter des Stücks, sondern beeinflusst auch die räumliche und visuelle Gestaltung des Instruments, indem sie die physischen und auditiven Elemente in eine zusammenhängende Aufführungsumgebung integriert.

Die Entscheidung, diesen akkordischen Raum schon früh im Kompositionsprozess festzulegen, war von entscheidender Bedeutung, da sie sowohl die Tonhöhenorganisation als auch die räumliche Anordnung der Aufführung bestimmte. Diese Konfiguration bietet eine stabile Grundlage für das Stück und gewährleistet, dass die harmonischen, klanglichen und räumlichen Elemente während der gesamten Aufführung harmonisch zusammenwirken.

Ausdehnung des Instruments auf den virtuellen Raum

In A Light Stung the Darkness I ist die Ausdehnung des Instruments in den virtuellen Raum ein wesentlicher Bestandteil des konzeptionellen Rahmens der Komposition. Die elektronischen und räumlichen Designelemente werden eingesetzt, um die Hörperspektive des Publikums zu verändern – sie wechseln zwischen der Platzierung innerhalb des Instruments, der Ausrichtung auf den Blickwinkel des Interpreten und der Positionierung außerhalb des Aufführungsraums. Dieser Ansatz prägt die formale Struktur und die Erzählung des Stücks und schafft einen Kontext, in dem die Entscheidungen für das Sounddesign von der Notwendigkeit bestimmt werden, diese unterschiedlichen räumlichen Perspektiven zu erkunden. Die Interaktion zwischen physischem und virtuellem Raum ist kein Zusatz, sondern ein grundlegender Bestandteil der Art und Weise, wie das Stück mit seinem Publikum und seiner Umgebung in Kontakt tritt.

Im Lichte dieser Perspektive wurden mehrere wichtige Entscheidungen bezüglich der Elektronik getroffen. Diese Entscheidungen wurden von der Notwendigkeit diktiert, die räumlichen Konzepte, die den Kern des Stücks bilden, zu unterstützen und zu verbessern. Die folgenden Abschnitte veranschaulichen, wie das elektronische Design das Gesamterlebnis verstärkt.

Dem Donnerblech Leben einhauchen

Eine der wirkungsvollsten räumlichen Gestaltungen in A Light Stung the Darkness I dreht sich um das Gewittertuch. Um seine physischen Bewegungen in den virtuellen Raum zu übertragen, wurde das Klangspektrum mit Hilfe einer Crossover-Technik in drei Bänder aufgeteilt. Diese Frequenzbänder – tiefe, mittlere und hohe Frequenzen – wurden dann innerhalb der Ambisonic-Kuppel vertikal positioniert, wodurch eine geschichtete räumliche Darstellung von unten nach oben entstand.

Um diesen räumlichen Effekt noch zu verstärken, wurde jedes Band mit einem Stereotremolo-Effekt behandelt, der in unterschiedlicher Geschwindigkeit angewendet wurde und eine subtile horizontale Bewegung über das Klangfeld erzeugte. Dieser Ansatz spiegelt die physikalischen Eigenschaften des Gewittertuches wider, überträgt sie in den virtuellen 3D-Raum und verleiht dem Klang eine dynamische, lebendige Qualität.

Diese Methode stellt den Kern des Raumgestaltungsprozesses für das Donnerblech dar und erweitert dessen physische Präsenz in den virtuellen Raum. Der vollständige Sounddesign-Prozess umfasst zusätzliche Details, die zum Gesamterlebnis beitragen.

Die Erweiterung des Klangraums: Dynamische Spektralverteilung

Eine weitere wichtige Technik zur Manipulation des virtuellen Raums in dem Stück besteht in der dynamischen Verteilung des Klavierspektrums, insbesondere im letzten Abschnitt, in dem die Angelschnüre eine wichtige Rolle spielen. Diese Methode ermöglicht eine flexible Kontrolle über die wahrgenommene Größe und Bewegung des virtuellen Raums und verbessert die immersive Qualität der Aufführung.

Bei diesem Verfahren wird das Spektrum des Klaviers in FFT-Bins unterteilt, wobei die Fenstergröße sorgfältig auf die Lautsprecheranordnung abgestimmt wird. Die Überblendung zwischen diesen Bins führt zu einer dynamischen räumlichen Bewegung, selbst wenn die Klangquellen stationär bleiben. Darüber hinaus werden die Quellen, die diese Spektralbereiche enthalten, leicht bewegt, wodurch ein vielschichtiges Gefühl der Bewegung im Raum entsteht.

Zur weiteren Vergrößerung des wahrgenommenen Raums werden leichte Verzögerungen in jeden Spektralbereich eingeführt, um frühe Reflexionen zu emulieren. Unterschiedliche Vibrato-Raten über die Bins hinweg verleihen dem Sounddesign Dynamik und helfen dabei, die einzelnen Bins wahrnehmbar zu unterscheiden und die Ausdrucksqualität der Musik zu verbessern.

Diese Technik spiegelt effektiv das Konzept wider, dass sich der virtuelle Raum ausdehnt, wenn sich der Künstler vom Klavier entfernt. Diese räumliche Vergrößerung verbindet die physische Bewegung des Interpreten auf der Bühne mit dem erzählerischen Verlauf und dem sich entwickelnden virtuellen Raum und schafft so eine kohärente und immersive Erfahrung für das Publikum.

Integration von VBAP und Ambisonics: Ein räumlicher Dialog

Die Integration von Vector Base Amplitude Panning (VBAP) und Ambisonics in A Light Stung the Darkness I war entscheidend, um die räumliche Komplexität und den dynamischen Bereich zu erreichen, die für das Stück von zentraler Bedeutung sind. Die Entscheidung, diese beiden unterschiedlichen Räumlichkeitstechniken einzusetzen, wurde durch die spezifischen Merkmale des Aufführungsortes, l'Espace de Projection, beeinflusst, wo das Stück uraufgeführt wurde.

Das Setup des Veranstaltungsortes mit kleinen Lautsprechern für das Ambisonics-System und größeren, in einem 2D-Format angeordneten Vollspektrum-Lautsprechern bot die Möglichkeit, ein räumliches Spektrum innerhalb des Sounddesigns zu schaffen. Dieses Spektrum ermöglichte ein dynamisches Wechselspiel zwischen der direkten Präsenz der verstärkten Klänge und der ausgedehnten, einhüllenden Umgebung des Ambisonics-Feldes. Das Ergebnis ist ein Dialog zwischen zwei unterschiedlichen räumlichen Qualitäten, die beide zur Gesamterzählung und zur Immersion des Stücks beitragen.

Die Verwendung von zwei Räumlichkeitstechniken brachte jedoch auch erhebliche Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Abmischung und das Sounddesign. Phasing-Probleme und die Komplexität der Verwaltung zahlreicher Mischparameter erforderten eine sorgfältige Aufmerksamkeit. Während die theoretische Vorbereitung unerlässlich war, unterstrich der Prozess die Bedeutung des praktischen Experimentierens und des Vertrauens in die eigenen Ohren im tatsächlichen Aufführungsraum. Ein gewisses Maß an Zufälligkeit und physischer Interaktion mit dem Raum erwies sich als entscheidend, um den beabsichtigten Dialog zwischen VBAP und Ambisonics zu erreichen und letztlich den räumlichen Reichtum und die Tiefe der Komposition zu verbessern.

A Light Stung the Darkness II: Konzept und Produktion

Nach der Aufführung des ersten Stücks dieser Reihe hatte ich die Gelegenheit, während eines Aufenthalts an der Stanford University mit Marco Fusi an einem neuen Werk für Viola d'amore und Live-Elektronik zusammenzuarbeiten. Dieses Stück, A Light Stung the Darkness II, wurde speziell für die Aufführung im CCRMA (Center for Computer Research in Music and Acoustics) komponiert, einem Veranstaltungsort, der mit einem hochwertigen Ambisonics-System ausgestattet ist und eine ideale Umgebung bietet, um weiter zu erforschen, wie der Raum als vielseitiges Werkzeug bei der Entwicklung kompositorischer Strategien dienen kann, indem er von einer bloßen Kulisse zu einem integralen Element wird, das die Struktur und den Ausdruck der Musik prägt.

A Light Stung the Darkness II zeigt eine Live-Interaktion zwischen der Viola d'amore und elektronischen Prozessen, die die akustischen Eigenschaften des Instruments innerhalb eines ausgedehnten Klangraums erweitern und offenlegen. Das Stück konzentriert sich auf den Dialog zwischen den sympathischen und den eigentlichen Saiten des Instruments und manipuliert deren verstärkte Klänge, um eine reichhaltige, interaktive Klangumgebung zu schaffen. Alle elektronischen Parameter des Stücks werden direkt durch die Aktionen des Interpreten beeinflusst, so dass die elektronische Manipulation ebenso organisch und reaktionsschnell wirkt wie die akustische Darbietung selbst.

Die harmonische Sprache bleibt einfach und absichtlich beschränkt, so dass die Klangnuancen der Viola d'amore im Mittelpunkt stehen können. Diese Nuancen verwandeln das geradlinige harmonische Gerüst in etwas einzigartig Ausdrucksstarkes, das den Zuhörer tiefer in die Resonanzqualitäten des Instruments hineinzieht. Die Komposition stellt eine zentrale Frage: Was wäre, wenn sich das Publikum in einem Raum befände, dessen Wände aus den Saiten einer Viola d'amore bestehen und die Luft mit der Resonanz des Instruments schwingt? Diese Frage treibt die räumlichen und klanglichen Erkundungen des Stücks an und schafft eine immersive und resonante Erfahrung.

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A light stung the darkness II

Verstärkung der akustischen Essenz des Instruments

Angesichts des einzigartigen Designs und der klanglichen Qualitäten der Viola d'amore bestand die Kernidee von A Light Stung the Darkness II darin, diese inhärenten Eigenschaften im Aufführungsraum zu verstärken und das Instrument fast wie ein architektonisches Element zu behandeln. Jede Entscheidung, von der formalen Struktur des Stücks bis hin zur Live-Elektronik und der räumlichen Behandlung, wurde mit der Absicht getroffen, den Körper der Viola d'amore in den Mittelpunkt zu stellen und das Publikum in seine Resonanzqualitäten einzuhüllen.

Ziel war es, die natürlichen akustischen Eigenschaften der Viola d'amore zu respektieren und zu verstärken, so dass ihr unverwechselbarer Klang den Raum in einer Weise erfüllt, die den Zuhörer eintauchen lässt, so dass er das Gefühl hat, im Inneren des Instruments selbst zu sein. Auf diese Weise schafft das Stück ein starkes Hörerlebnis, das den reichen und komplexen Klang der Viola d'amore hervorhebt und sie zum Mittelpunkt der gesamten Aufführung macht.

Granularsynthese als Instrument zur Verräumlichung

Um den Auf- und Abbau des Instruments in Echtzeit zu bewerkstelligen und die „Wände“ des virtuellen Raums mit Hilfe der Klangfarbenpalette der Viola d'amore zu gestalten, wurde ein mehrkanaliges Granularsynthesegerät eingesetzt. Dieses Gerät mit seinen flexiblen Parametern spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung der physischen Schwingungen des Instruments in die virtuelle Umgebung.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Räumlichkeitstechniken fungiert diese Granularsynthesemethode selbst als Räumlichkeitswerkzeug. Die Flexibilität des Geräts ermöglicht es, Hunderte von Grains individuell auf verschiedene Lautsprecher im Saal zu richten. Durch Überblendungen zwischen diesen Körnern werden fließende, dynamische Bewegungen erzeugt, die die Vibrationen im Körper der Viola d'amore widerspiegeln. Diese Bewegung im virtuellen Raum ahmt die organischen Eigenschaften des Instruments nach, wodurch die Präsenz des Instruments vor dem Publikum effektiv „auf-“ und „abgebaut“ wird.

Darüber hinaus wird durch die Integration von Audiodeskriptoren eine weitere Kontrollebene hinzugefügt, die sicherstellt, dass die Aktionen des Interpreten direkt mit der räumlichen Bewegung und der klanglichen Entwicklung des Stücks korreliert werden. Dieser Ansatz ist vergleichbar mit der Einstellung der physischen Eigenschaften eines akustischen Instruments in einer virtuellen Umgebung, wobei Regeln und Verhaltensweisen festgelegt werden, die die Interaktion zwischen Klang, Raum und Darbietung steuern, ähnlich wie die Regeln eines Spiels.

Ein natürlicher Resonator: Sympathische Saiten

Die sympathischen Streicher der Viola d'amore sind für den klanglichen Reichtum von A Light Stung the Darkness II unerlässlich. Die Erfassung und Darstellung ihrer komplexen Resonanzen während des gesamten Stücks erforderten eine sorgfältige Aufmerksamkeit bei der Platzierung der Mikrofone. Ein Piezo-Mikrofon wurde verwendet, um die Resonanz der Resonanzsaiten einzufangen, während ein Kontaktmikrofon eingesetzt wurde, um die eigentlichen Saiten des Instruments zu isolieren.

In dem Stück werden offene Saiten und natürliche harmonische Tremoli ausgiebig verwendet, um die einzigartigen Qualitäten der sympathischen Saiten hervorzuheben. Dadurch wird die natürliche Resonanz zu einem hervorstechenden Merkmal, das komplizierte und sich entwickelnde Klanglandschaften schafft. Bei der elektronischen Manipulation dieser Resonanzen kommt eine ähnliche Technik der Spektralverteilung zum Einsatz wie im ersten Stück der Serie, wodurch das dynamische Zusammenspiel zwischen den akustischen Eigenschaften des Instruments und der räumlichen Umgebung noch verstärkt wird.

Die inhärente Komplexität der sympathischen Saiten führt oft zu glockenähnlichen Effekten, da die Resonanz des Instruments in den Aufführungsraum hineinreicht. Die dynamische Reaktion des virtuellen Raums auf die Akustik des Veranstaltungsortes verleiht der Aufführung eine Ebene der Zerbrechlichkeit und Unvorhersehbarkeit und vertieft die Interaktion zwischen dem Interpreten und dem Raum. Sowohl das Publikum als auch der Künstler haben das Gefühl, vom Körper des Instruments umhüllt zu sein, während die sympathischen Saiten den Raum ausfüllen und eine wahrhaft eindringliche Klanglandschaft schaffen.

Engin Dağlık

Engin Dağlık ist ein vielseitiger und innovativer Komponist, Künstler und Performer, bekannt für seine große Leidenschaft für Klang und Musik. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Neudefinition und Transformation der Raumwahrnehmung durch Klang und ermutigt das Publikum, sich Umgebungen neu vorzustellen, die von seinen Kreationen beeinflusst werden. Engin hat sich auf die Gestaltung immersiver Klangerlebnisse spezialisiert, wobei er konkrete Materialien verwendet, um greifbare, eindeutige Strukturen zu schaffen. Diese Kreationen finden ihren Platz in den verschiedensten Umgebungen, von Konzerten und Galerien bis hin zu öffentlichen Räumen. Neben seiner Arbeit als Komponist und Produzent ist Engin auch ein begeisterter Musiker, der seine Fähigkeiten als Schlagzeuger und elektronischer Musiker in verschiedenen Projekten und freien Improvisationssessions unter Beweis stellt.

Originalsprache: English
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